Von Prof. Dr. Jan Henrik Oehlmann, Dekan der Fakultät Gestaltung, HAWK
Statement vom 29. Oktober 2020. Ich habe mit der Entscheidung − nach der ersten Enttäuschung − meinen Frieden gemacht. Der Front National hatte in Marseille 43 %, bis 2013 die Entscheidung zur Kulturhauptstadt auf Marseille fiel. Jetzt haben sie eine grüne Bürgermeisterin und eine sehr gute Entwicklung. Es war ein Rennen zwischen Chemnitz und Hildesheim. Chemnitz braucht es dringender, siehe Foto! So traurig ich wegen Hildesheim bin, so sehr gönne ich der Republik an dieser Stelle die Kulturentwicklung. Viele verwechseln mit »Kulturhauptstadt« eine Stadt, in der bereits Kultur ist. Da wären Hildesheim, Hannover, Magdeburg und Chemnitz sicherlich nicht in erster Reihe zu nennen. Es geht vielmehr darum, für die Zukunft etwas mit Kultur

zu entwickeln. Diese politische Entscheidung ist gut nachzuvollziehen!
Statement vom 19. September 2020, als noch alles offen war. Der Puls wird schneller, die Aufregung steigt. Wir biegen in die Zielgerade ein und wir sind zuversichtlich, dass die Jury so mutig ist, die mutigste Bewerbung zu wählen, unsere! Wir sind überzeugt, dass wir in den letzten fünf Jahren sehr zukunftsfähige und europäische Ideen für die Stadt und Region erarbeitet haben. Die witzige und ernsthafte (das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch) Bewerbung macht stolz auf die Kultur in Hildesheim in all seiner Vielfältigkeit, zuletzt mit dem Friseurwettbewerb, der noch mal einen ganz neuen Fokus auf Schönheit, Kultur und die Menschen in Hildesheim legt.
Corona hat leider auch diesen Bewerbungsprozess fest im Griff, der angedachte Besuch der Jury in Hildesheim und auch die Präsentation wurden in ein Onlineformat verändert, was vielleicht nicht sehr vorteilhaft für Hildesheim ist, denn gerade unsere Projekte leben von den Menschen und den hier erlernbaren Emotionen. Das Format, das jetzt vom Projektbüro im Galopp der letzten Monate produziert wurde, ist aber ebenfalls großartig und überraschend und kann auf so viel Substanz der Arbeit der vergangenen fünf Jahre zurückgreifen.
Was passiert zum Jahresende? Nach dem 28.10. − dem Datum der Entscheidung − werden wir uns sehr ernsthaft der Verantwortung bewusst, die diese Entscheidung mit sich bringt. Wir werden feiern; feiern, welche riesigen Fragen wir in der Region in den letzten 5 Jahren schon gestellt haben, welche wir schon beantwortet haben und welche wir noch beantworten müssen und wollen. Damit ist der Fokus dann auf den angestoßen Prozess zu richten, der für die Kultur, und damit für Europa, so wichtig ist. Die Frage, wie ausgelassen die Feier am 28.10. wird, ist schwer zu prognostizieren, aber – und hier schließt sich der Kreis – wir sind immer zuversichtlich und VERTRAUEN!